Godzilla

Ich bin nicht nur ein riesiger Turtles-Fan, sondern stehe noch total auf ein anderes Reptil und zwar den Gorillawal; zumindest ist es in etwa das, was ゴジラ(Gojira) übersetzt heißt. Gestern Abend war ich deshalb auch wieder mal im Kino, denn der neuste Godzilla Film läuft seit Mittwoch in den hiesigen Lichtspielhäusern. Bei Godzilla handelt es sich in diesem Jahr jedoch nicht um einen Film aus dem japanischen Hause Tōhō, sondern eine Hollywood Koproduktion zwischen Legendary Pictures und Warner Bros. Entertainment. Nun kann man, wenn man parallelen zu Roland Emmerichs Werk von 1998 ziehen will, natürlich mit einer gewissen Skepsis an den neuen Film gehen.
Ich muss an dieser Stelle aber erst einmal eine Lanze für den ersten Hollywood-Versuch am japanischen Kulturgut brechen. Ja der Film bekam die goldene Himbeere in der Kategorie schlechtestes Remake, aber ich sehe das eigentlich etwas anders. Gut, US-Zilla hat nicht mehr viel mit dem original aus Japan zu tun gehabt, rein optisch sah die Echse halt eher wie ein etwas überdimensionierter T-Rex aus und auch das Verhalten des Riesenreptils war mehr der Sicherung des eigenen Nachwuchs als allem anderen gewidmet. Aber der Film hatte dennoch eine nette Story, sehr gute visuelle Effekte, eine gar nicht mal schlechte Besetzung und vor allem viel Action. In erster Linie hat wohl das Fehlen anderer Monster, die USA als alleiniger Handlungsort, als auch der völlig andere Look der Atomechse dafür gesorgt, dass diese Neuinterpretation bei Fans nicht so gut ankam. Der Rest der Kritiker kann wohl einfach nichts mit dem Genre anfangen. Ich für meinen Teil fand den Streifen durchaus unterhaltsam und hätte bis heute gerne noch einen Nachfolger gehabt, nicht zuletzt wegen dem fiesen Teaser am Ende des Films.
Springen wir von 1998 kurz sechs Jahre in die Zukunft. 2004 erscheint der bis dato letzte Godzilla Film aus dem Hause Tōhō mit dem Titel Final Wars. Dieser Film war ein Fest für Fans, so hatten doch die meisten Monster, gegen die Godzilla in seinen bisherigen siebenundzwanzig Abenteuern kämpfen musste einen Auftritt und selbst Emmerichs „Zilla“ hatte eine kleie Rolle und wurde gnadenlos von der japanischen Echse in seine Einzelteile zerlegt. Warum ich dies hier erzähle? Nun weil Tōhō mit dem Release von Final Wars verlauten lies, dass man eine Pause einlegen werde und es mindestens 10 Jahre lang keinen neuen Film mit dem König der Monster in der Hauptrolle geben werde. Umso erstaunter war ich also, als bereits vor vier Jahren, also 2010, eine Pressemeldung heraus gegeben wurde in der man mitteilte, dass Legendary Pictures und nicht Tōhō an einem neuen Godzilla Film arbeiten würde. Nun war es diese Woche endlich so weit und der neue Godzilla Film lief auch bei uns an. Fast zehn Jahre, nachdem Final Wars in Japan in die Kinos kam. Der Film konnte eigentlich nur in einem Extrem enden. Entweder extrem schlecht oder extrem Gut.
Ich kann sagen, letzteres trifft zu. Im neuen Godzilla streifen wird zum einen viel Fanservice betrieben und zum anderen das normale Hollywood Publikum nicht außer Acht gelassen; mit anderen Worten, es wird einfach verdammt viel richtig und verdammt wenig falsch gemacht. So ist der Aufbau leicht anders, als im japanischen Ursprung. Godzilla ist hier keine Mutation, die Aufgrund von nuklearer Strahlung herangewachsen ist, sondern ein Wesen aus grauer Vorzeit, noch weit älter als die Dinosaurier. Die Story selbst spielt zu fast gleichen Teilen in Japan und den USA und geht mit dem amerikanischen Militär weniger patriotisch um, als man es von einer US Produktion erwarten würde. Die menschliche Komponente, die Beziehung zwischen dem Soldaten und Fachmann zur Bombenentschärfung Ford Brody (Aaron Taylor-Johnson), seinem Vater Joe (Bryan Cranston), sowie seiner Frau Elle (Elizabeth Olsen) nehmen nicht zu viel Platz ein und sind ziemlich gut dosiert. Dazu gesellt sich noch die Story um Dr.Serizawa (Ken Watanabe), der als sehr introvertierter Beobachter und Wissenschaftler die Aufgabe seines Vaters, die Legende um Gojira zu erforschen, übernommen hat.
Im Verlauf des Films wird klar, dass Godzilla ein natürlicher Heilsbringer ist, denn er soll ein gewisses Gleichgewicht in der Natur erhalten. Dies endet unweigerlich in einem finalen Kampf zwischen dem Jäger und den Gejagten. Gerade dieser Kampf veranlasste mich im Kino meine Freude und Anerkennung mehrmals durch lautes Jubeln kund zu tun. Es waren viele Szenen bzw. die Choreographie von anderen Godzilla Filmen inspiriert, Häuser gingen ohne Rücksicht auf Verluste zu Bruch und die unfassbaren Kräfte der Giganten tun ihr Übriges. Auch den „Atomic Breath“, der in Emmerichs Godzilla noch durch einen schnöden Feueratem ausgetauscht wurde, konnte das Monstrum in seinem Kampf wieder einsetzen und das sogar ziemlich imposant. Zu Guter Letzt ist das Redesign des riesigen Kaltblüters wieder viel näher am japanischen original, wirkt aber realistischer und wurde in der Skalierung noch einmal etwas in die Größe gezogen.
Godzilla bietet genau das, was auf der Verpackung steht, einen Monsterfilm und dazu sogar noch einen ziemlich guten. Ein bisschen nette Verpackung in Form eines Familiendramas drumherum, ohne dabei eine tiefschürfende und verwobene Story heraufbeschwören zu wollen. Einzig und allein, die Tatsache, dass kein Mensch mehr in einem Kostüm steckt um das Monster aus dem Meer zu verkörpern kann für Hardcore-Fans ein Minuspunkt sein. Ich für meinen Teil kann mich aber gut damit anfreunden und hoffe einfach, dass uns Legendary und Warner noch mit auf weitere Abenteuer des König der Monster nehmen werden, bis Tōhō irgendwann auch wieder Godzilla Filme machen möchte; dann auch gerne wieder mit Menschen in Vollgummianzügen. Für mich hat Godzilla in jedem Fall The Lego Movie den Titel „Bester Film Ever, dieses Jahr“ abgeluchst.
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