Ein Stück Jugend verschwindet

Pizza Hut Grabstein
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Ein Stück Jugend verschwindet: Ein Nachruf auf Pizza Hut in Dortmund

Mit der Schließung der letzten Pizza Hut-Filiale am Ostenhellweg verliert die Stadt Dortmund nicht nur ein weiteres Stück seiner kulinarischen Vielfalt, sondern für mich auch einen Ort voller Erinnerungen. Das Restaurant mit dem roten Haus, das ich fälschlicherweise lange auch als Hut wahrgenommen habe, mit der dicken, knusprigen Pan Pizza, stand für ein unverwechselbares Stück amerikanischer Fast-Food-Kultur – fettig, teuer, aber auch verdammt gut. Nun ist dieser Teil der Stadtgeschichte eben auch nur noch dies, Geschichte.

Eine teure Liebe

Pizza Hut war für mich immer ein echtes guilty pleasure. Ich habe die Pan Pizza geliebt, besonders die Barbecue Lovers. Doch in den letzten Jahren wurde es immer schwieriger, sich diese Liebe zu leisten. Die Preise sind enorm gestiegen. Eine große Pizza kostete oft mehr als 20 Euro, ein Besuch zu zweit schlug inklusive Getränke schnell mit 50 Euro zu Buche. Für Fast Food ein stolzer Preis, der viele abschreckte. Letztlich haben wohl die steigenden Kosten und die sich wandelnde Gastronomielandschaft dazu geführt, dass der Standort in Dortmund nicht mehr rentabel war.

Erinnerungen in Fett getränkt

Dennoch: Für mich war Pizza Hut immer mehr als nur ein Pizza-Restaurant. Während meiner Schulzeit war es der Ort, an dem mein bester Freund und ich das 2-für-1-Angebot nutzten, um unsere eigenen Kreationen zusammenzustellen. Barbecue-Soße mit Rinderhack, Salami, Bacon und Cheddar? Perfekt. Oder Sweet-Chili-Soße mit mariniertem Hähnchen? Ein Traum. Auch das All-You-Can-Eat-Mittagsbuffet vor der Pandemie war legendär. Danach war an produktives Arbeiten zwar kaum noch zu denken, aber es waren die besten Mittagspausen, die man sich wünschen konnte.

Unvergessen sind auch die Besuche vor oder nach dem Kino, bei denen wir die wildesten Theorien zu Filmen diskutierten oder die dümmsten Ideen ausheckten. Und dann war da noch dieser Moment, als ein Freund die Kellnerin fragte, um welches Fleisch es sich auf der Pizza handelt. Ihre Antwort: „Normales Fleisch.“ Wir konnten uns vor Lachen nicht mehr halten, während sie nicht verstand, was daran so lustig war.

Auch bin ich der felsenfesten Überzeugen dass die Cheezy Crust und die golden Cheezy Crust, also die Pizza mit Käse im Rand bzw. mit Käse in und auf dem Rand, auf unserem Mist gewachsen ist und Pizza Hut uns da einfach die Idee geklaut hat, als wir als Schüler nach einer Abendvorstellung im CineStar darüber im Restaurant am Ostenhellweg geredet haben.

Eine weitere skurrile Eigenheit von Pizza Hut war das Fettspray, mit dem jede Pizza vor dem Servieren noch einmal eingesprüht wurde, um ihr einen besonders „glänzenden“ Look zu verpassen. Sicher nicht gesund, aber definitiv ein Markenzeichen.

Alternativen? Jain.

Die American Pan Pizza auf der Brückstraße ist für mich leider keine echte Alternative. Geschmacklich und qualitativ reicht sie nicht an Pizza Hut heran, aber besser als gar nichts, wobei dann lieber zu Domino’s Pizza Deutschland. Hier ist aber vor allem der Boden ganz anders, viel weicher. Geschmacklich aber durchaus nicht schlecht. Wirklich ersetzen kann Pizza Hut für mich aber keiner.

Das Ende einer Ära

Die Schließung der Dortmunder Filiale ist kein Einzelfall. Pizza Hut in Deutschland hat es schwer. Von einst über 80 Standorten sind nur noch wenige übrig. Der Fokus liegt jetzt auf Lieferdienste und Express-Konzepte. Auch wenn es Pläne gibt, wieder zu expandieren, bleibt fraglich, ob Dortmund noch einmal eine Filiale bekommen wird.

Vielleicht ist es am Ende einfach der Lauf der Dinge. Fast Food ist heute anders als in den 90ern oder 2000ern. Doch für mich bleibt Pizza Hut ein Symbol meiner Jugend – und mit dem letzten Restaurant in Dortmund schließt sich auch ein kleines Kapitel meines Lebens. Danke für all die Erinnerungen, die knusprigen Käseränder und die viel zu fettigen, aber unverschämt guten Pizzen. Mach’s gut, Pizza Hut Dortmund.

Original Beitrag ursprünglich auf 06.2.2025 auf Facebook gepostet.

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